Eine wahre Odyssee ist am Dienstag für die Stadt Niddatal zu Ende gegangen. Fast fünf Jahre der Planung und der Bauarbeiten mussten vergehen. Nun konnte die Kita Kleine Weltentdecker in Ilbenstadt eröffnet werden - allen bürokratischen Widrigkeiten zum Trotz.
Am Dienstag haben die Kinder aus Ilbenstadt endlich aufatmen dürfen: Nach knapp fünf Jahren der Betreuung in Schulcontainern ist die Kita Kleine Weltentdecker in der Burg-Gräfenröder Straße eröffnet worden. Für Bürgermeister Michael Hahn (CDU) war es ein besonderer Tag: Es war das erste Mal, dass er ein Gebäude eröffnete. Nicht nur die Kleinen freuen sich über die neue Einrichtung. Auch das Personal ist froh darüber, sich nicht mehr unter denkbar ungünstigen Bedingungen der Betreuung widmen zu müssen.
»Das Ergebnis kann sich sehen lassen«, sagte Bürgermeister Hahn und dankte allen, die an der Entstehung beteiligt waren. Bei Planung und Bau der Einrichtung seien keine Kosten und Mühen gescheut worden. Das Gelände umfasst 5600 Quadratmeter. Es verfügt über einen großen Außenbereich mit Spielplatz und Obstbäumen. Die elf alten Bäume hätten schon vorher auf dem Grundstück gestanden und seien bewusst erhalten worden. Heute stehen sie zwischen Schaukel und Trampolin und spenden den spielenden Kindern Schatten.
2,3 Millionen aus »Hessenkasse«
Auch beim Gebäude hatte das Team der Firma 1100: Architekten eine Vision. Der U-förmige Grundriss, für den Projektleiterin Karin Kohlhaas verantwortlich zeichnete, wurde von einem Bau auf dem Frankfurter Riedberg inspiriert. Er soll Offenheit und Geborgenheit vermitteln. Genau das, was Kinder in diesem Alter bräuchten, wie Hahn sagte.
Mit einem Investitionsvolumen von 7,7 Millionen Euro war die Kita das bislang umfangreichste Bauprojekt, das in Niddatal umgesetzt wurde. »Jeder Euro wurde gut investiert«, sagte Hahn. 2,3 Millionen Euro stammten aus den Mitteln der »Hessenkasse«. In Niddatal habe man sich dafür entschieden, das Geld dort einzusetzen, wo es am dringendsten gebraucht werde - für Bildung und Betreuung und damit die Zukunft der Kinder.
Bauamtsleiter Jens Fischer hatte für die Stadt Niddatal den Bau überwacht und mit den beteiligten Firmen die Unternehmung koordiniert. Die Kita ist heute das größte, aber auch das flachste Gebäude im gesamten Viertel. Die Architekten haben das Gebäude bewusst so konzipiert, um das Stadtbild nicht zu stören.
Beim Bau wurde auch der Aspekt der Nachhaltigkeit berücksichtigt. Auf dem Dach befinden sich Photovoltaik-Anlagen, die dem Gebäude - zumindest bei Sonnenschein - eine vollständig autarke Stromversorgung ermöglichen. Außerdem gibt es einen Brunnen, aus dem das komplette Brauchwasser zum Betrieb des Gebäudes entnommen wird.
Hahn sprach aber auch die Schwierigkeiten an, mit denen das Projekt zu kämpfen hatte. Die Vergaberechtslage in Hessen und der bürokratische Aufwand hätten den Bau der Kita ausgebremst. »Weniger Bürokratie, mehr Vertrauen in die kommunale Verantwortung - das würde vielen Städten helfen, wichtige Projekte wie dieses schneller und günstiger umzusetzen«, sagte er.
Selbstständig beschäftigen
Kita-Leiterin Olena Rehman dankte ihrem Team für die positive Entwicklung, die man in den vergangenen Jahren gemeinsam erreicht habe. Pfarrer Bernd Richardt von der katholischen Pfarrgemeinde Ilbenstadt erbat Gottes Segen für die Kita. Außerdem sprachen Gerhard Einhoff (CDU) in Vertretung für Stadtverordnetenvorsteher Florian Porth, die evangelische Pfarrerin Yasmin Vetter und Gunter Weyrich von 1100: Architekten.
Bei der anschließenden Besichtigung des Gebäudes wurde für jeden der sieben Gruppenräume eine Führung angeboten. Dabei erklärten die Erzieherinnen die pädagogischen Ideen hinter Rollenspielraum, Atelier und Experimentierraum.
In der Kita Kleine Weltentdecker vertritt man ein offenes Konzept, bei dem die Bedürfnisse des Kindes im Mittelpunkt stehen. Was das Kind gerade brauche, sei der wichtigste Aspekt in der Arbeit des Teams, sagte Erzieherin Anna Popp-Weigand. Alle Räume seien so angelegt, dass sich die Kinder möglichst selbstständig beschäftigen können. Die freie Entfaltung des Kindes sei in der Kita das oberste Gebot. »Kinder sollten nicht zu etwas manipuliert werden, das sie selbst nicht tun möchten«, sagte Erzieherin Margit Kunde, die die Besucher durch das Atelier führte. Die Gesellschaft brauche Menschen in ganz unterschiedlichen Berufen mit ebenso unterschiedlichen Interessen. Hierfür soll in der Kita Kleine Weltentdecker der Grundstein gelegt werden.
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